Ratgeber Erschöpfungssyndrom
Informationen für Betroffene und AngehörigeUnter Erschöpfungssyndrom versteht man einen länger als sechs Monate dauernden Zustand der Müdigkeit und Erschöpfung. Man spricht auch vom „Chronic Fatigue Syndrom“ (CFS). Mit Erholung oder Schlaf lässt sich das Erschöpfungssyndrom nicht beheben. Die Patienten sind in ihrer Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit erheblich eingeschränkt. Die Lebensqualität leidet. Nicht selten sind Menschen mit Erschöpfungssyndrom ans Bett gefesselt. Oft haben Betroffene geschwollene Lymphknoten und Hals-, Gelenk- und/oder Muskelschmerzen. Auch Kopfschmerzen sind nicht ungewöhnlich. Das Gedächtnis und die Fähigkeit zur Konzentration können in Mitleidenschaft gezogen werden. An ein Erschöpfungssyndrom können sich Gereiztheit, Angststörungen oder Depressionen anschließen.
Ein Erschöpfungssyndrom kann nach derzeitigem Kenntnisstand noch nicht vollständig geheilt werden. Man kann aber – je nach Patient – gegen die individuellen Symptome vorgehen. Oft muss eine Virusinfektion geheilt werden. Auch immunologische Therapien sind sinnvoll. Eine Schmerztherapie hilft z. B. gegen Gelenk- und Muskelschmerzen, eine Physiotherapie gegen die mangelnde Beweglichkeit. Bestimmte Psychopharmaka und Antidepressiva wirken aktivierend auf den Betroffenen. Ziel der orthomolekularen Ernährung ist es, dem Patienten bestimmte Vitalstoffe bzw. Nährstoffe, die er zur Gesunderhaltung oder zum Gesundwerden braucht, in hohen Dosierungen zuzuführen.
Zur Entstehung eines Erschöpfungssyndroms gibt es verschiedene Vermutungen, aber noch keine gesicherten Erkenntnisse. Oft liegt eine genetische Veranlagung vor. Gehirnveränderungen und Stresshormone können die Krankheit auslösen. Die psychische Verfassung des Patienten spielt eine Rolle, ebenso etwaige Lebenskrisen oder Traumata aus der Kindheit. Stress beeinflusst die Krankheit negativ. Manche Forscher vermuten, dass ein Virus für das Erschöpfungssyndrom verantwortlich ist. Störungen des Immunsystems des Menschen kommen ebenfalls als Ursache infrage. Oft besteht ein Zusammenhang zwischen dem Erschöpfungssyndrom und einer Mitochondriopathie.
Menschen mit Erschöpfungssyndrom leiden oft unter großen körperlichen und psychischen Belastungen. Oft tritt auch sozialer Druck hinzu. Manchmal versuchen die Betroffenen daher, die Erkrankung und die Symptome zu verheimlichen. Angst vor Arbeitslosigkeit und die Unfähigkeit zu arbeiten, können zu materiellen Ängsten führen. Ein Energiemanagement ist sinnvoll, wenn nur eingeschränkt Kräfte zur Verfügung stehen. Man sollte sich an den eigenen Energiehaushalt anpassen, diesen akzeptieren und regelmäßig leichte Belastung vornehmen. Ein gut strukturierter Tagesplan ist eines der Ziele der Therapie beim Erschöpfungssyndrom.
Was ist ein Erschöpfungssyndrom?
Das Erschöpfungssyndrom ist bisher nicht exakt definiert und hat Ursachen, die noch weitgehend unklar sind. Das Erschöpfungssyndrom kann als dauerhafte Müdigkeit, Erschöpfung, Energielosigkeit und bleierne Schwere beschrieben werden. Wo normalerweise Schlaf ausreichend ist, um wieder zu Kräften zu kommen, kann das Erschöpfungssyndrom nicht mit Schlaf kuriert werden.
Der englischsprachige Fachbegriff für das Erschöpfungssyndrom heißt „Chronic Fatigue Syndrom“ (CFS). Fatigue bedeutet Müdigkeit, der Wortteil „chronic“ deutet an, dass das Erschöpfungssyndrom chronisch ist, also über einen längeren Zeitraum verläuft. Das Erschöpfungssyndrom kann definiert werden als ein Zustand der Erschöpfung und Müdigkeit, der länger als ein halbes Jahr andauert. Die Lebensqualität und die allgemeine Belastbarkeit sind erheblich eingeschränkt.
Symptome beim Erschöpfungssyndrom
Die folgenden Krankheitszeichen können beim Erschöpfungssyndrom auftreten:
- Müdigkeit, körperliche und geistige Erschöpfung (länger dauernd als ein halbes Jahr)
- Eine mehr oder weniger ausgeprägte körperliche Behinderung
- Druckempfindliche oder geschwollene Lymphknoten am Hals und an den Achseln
- Eingeschränkte Leistungsfähigkeit und verminderte Lebensqualität
- Halsschmerzen
- Gelenkschmerzen und Muskelschmerzen (ohne Rötungen oder Schwellungen)
- Kopfschmerzen (die man früher nicht oder in anderer Form hatte)
- Ein- und Durchschlafstörungen, Schlaf wirkt nicht erholsam
- Fieber
- Konzentrationsstörungen
- Sehstörungen
- Verringertes Kurzzeitgedächtnis
- Gereiztheit, Depressionen
- Bei Anstrengung oder körperlicher oder psychischer Belastung werden die Symptome schlimmer.
- Als Folgeerkrankung ist eine Angststörung oder eine andere psychische Erkrankung möglich.
- Vermehrt werden Lebensumstände als aussichtslos empfunden.
- Licht- und Geräuschempfindlichkeit
Das Erschöpfungssyndrom tritt manchmal zusammen mit einer Fibromyalgie (einer chronischen Erkrankung mit Schmerzen in den Muskeln, Gelenken und Sehnen) oder dem MCS-Syndrom (Multiple Chemical Sensitivity) auf. Das MCS-Syndrom ist eine Unverträglichkeit gegenüber chemischen Substanzen wie Abgase, Duftstoffe, Lösungsmittel oder Tabakrauch.
Verlauf eines Erschöpfungssyndroms
Es gibt keine gesicherte Prognose, wie sich das Erschöpfungssyndrom beim individuellen Patienten entwickeln wird. In vielen Fällen tritt die Erkrankung zyklisch auf, d. h., die Symptome werden immer wieder stärker und schwächer. Nach einer Phase der Besserung kann sich eine Phase der Verschlechterung anschließen und umgekehrt. Das Erschöpfungssyndrom kann auch endgültig verschwinden. In der Regel kann man festhalten, dass die Prognose sich bessern kann, je früher mit einer Therapie begonnen wurde.
Wer ist vom Erschöpfungssyndrom betroffen?
Das Erschöpfungssyndrom betrifft Menschen aller Altersklassen und Schichten, wobei Kinder und Jugendliche seltener am Erschöpfungssyndrom leiden. 300.000 Menschen in Deutschland sind vom Erschöpfungssyndrom betroffen. Oft fühlen sich die Betroffenen mit ihrer Problematik allein gelassen, weil die Krankheit für Außenstehende nicht sichtbar ist. Die Patienten sehen oft nicht krank aus. Auch ist die Diagnose schwierig, sodass das Erschöpfungssyndrom nicht immer erkannt wird.
Fedor Singer